• Operative Geschäfte bei Tennis-Point und Internetstores laufen weiter – Retouren von Waren sind wieder möglich
  • Erste Maßnahmen für Fortführungslösungen umgesetzt

München/Bielefeld, 31. Oktober 2023 – In den vergangenen Tagen haben mehrere Gesellschaften der Signa Sport United Gruppe (SSU) Anträge auf Eröffnung von Regel-Insolvenzverfahren über ihr Vermögen gestellt. SSU ist ein spezialisiertes Sport-e-Commerce-Unternehmen mit Sitz in Berlin und vor allem in den Segmenten Fahrrad und Tennis tätig. Zu vorläufigen Insolvenzverwaltern wurden Dr. Christian Gerloff (Gerloff Liebler Rechtsanwälte, München) bzw. Stefan Meyer (PLUTA Rechtsanwalts GmbH) bestellt. In der Zwischenzeit konnten die vorläufigen Insolvenzverwaltungen wichtige Maßnahmen umsetzen, um den operativen Geschäftsbetrieb weiterzuführen und erste Schritte für Zukunftslösungen einzuleiten. Bei den operativen Gesellschaften Tennis-Point und Internetstores laufen die Geschäfte weiter, auch Retouren von Waren sind sowohl bei Altbestellungen (vor dem Insolvenzantrag) als auch bei Neugeschäften wieder möglich.

Im Einzelnen haben folgende Gesellschaften Insolvenzanträge gestellt:

  • Die Signa Sport United N.V. (SSU N.V.) ist eine Gesellschaft niederländischen Rechts mit Sitz in Berlin. Ihre Aktien waren seit 2021 an der New York Stock Exchange (NYSE) notiert und sind mit Wirkung zum 11. Oktober 2023 wieder de-listet worden. SSU N.V. hat kein operatives Geschäft und ist 100-%-Gesellschafter der SIGNA Sports United GmbH (SSU GmbH). Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Dr. Christian Gerloff. Aufgrund einer Entscheidung zu einem Gruppengerichtsstand (§3 a Insolvenzordnung) ist das Verfahren beim Amtsgericht Bielefeld anhängig.
  • Die SIGNA Sports United GmbH mit Sitz in Berlin fungiert als Dach- und Servicegesellschaft für die operativen Gesellschaften der SSU Gruppe. Bei ihr sind Zentralfunktionen wie IT, Human Resources und Finanzen angesiedelt. Die Gesellschaft hat ca. 185 Beschäftigte. Die SSU GmbH hält direkt oder indirekt 100 % der Anteile an der Tennis-Point GmbH, an der Internetstores GmbH sowie an diversen, insgesamt 31 unmittelbaren und mittelbaren In- und Auslandsgesellschaften. Zudem sind in dieser Gesellschaft sämtliche IT-Dienstleistungen der Gruppe zusammengefasst. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Stefan Meyer. Auch dieses Verfahren wird aufgrund der Gruppen-Gerichtsstandsentscheidung beim Amtsgericht Bielefeld geführt.
  • Die Tennis-Point GmbH mit Sitz im ostwestfälischen Herzebrock-Clarholz und knapp 400 Beschäftigten vertreibt ein breites Sortiment an Produkten für den Tennissport und betreibt zu diesem Zweck diverse Onlineshops (u.a. www.tennis-point.de), 13 stationäre Geschäfte in Deutschland sowie über Tochtergesellschaften 20 weitere Stores im europäischen Ausland. Das Verfahren ist am Amtsgericht Bielefeld anhängig; vorläufiger Insolvenzverwalter ist Dr. Christian Gerloff.
  • Die Internetstores GmbH mit Sitz in Stuttgart betreibt mit ca. 470 Beschäftigten mehr als 32 Online-Fachshops für Fahrräder, Fahrrad-Zubehör, Sportartikel und Outdoor-Produkte (u.a. www.fahrrad.de). Darüber hinaus betreibt das Unter-nehmen stationäre Fahrradgeschäfte in Deutschland und Schweden. Das Amtsgericht Stuttgart hat Dr. Christian Gerloff zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
  • Die Publikat GmbH mit Sitz in Großostheim ist eine Logistikgesellschaft der Gruppe, die ihre Leistungen im Wesentlichen für die ehemalige Gruppengesellschaft Outfitter GmbH und die Internetstores GmbH erbringt. Das Unternehmen beschäftigt ca. 300 Personen. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Stefan Meyer; das Insolvenzverfahren wird über den Gruppengerichtsstand in Bielefeld geführt.

Die Insolvenzanträge erfolgten nach der am 16. Oktober 2023 bekanntgegebenen Entscheidung der Signa Holding GmbH, die Zusage gegenüber der SSU N.V. über die Bereitstellung von 150 Mio. Euro zusätzlichem Finanzierungsvolumen zurückzuziehen.

Enge Zusammenarbeit und Koordination der Insolvenzverwaltungen
Die beiden vorl. Insolvenzverwalter Dr. Christian Gerloff und Stefan Meyer und die Teams der beiden involvierten Kanzleien Gerloff Liebler und PLUTA arbeiten angesichts der bestehenden Verflechtung der Gesellschaften bei den einzelnen Verfahren eng zusammen, um eine sachgerechte und belastbare Zukunftslösung bei bestmöglicher Gläubigerbefriedigung zu erreichen. In den ersten Tagen stand im Vordergrund, den Geschäftsbetrieb bei Tennis-Point, Internetstores, der SIGNA Sports United GmbH und der Publikat GmbH zu stabilisieren und fortsetzen zu können. Dazu wurde erfolgreich eine Vielzahl von Gesprächen mit Lieferanten, Warenkreditversicherern, Dienstleistern, Gläubigern und Finanzgebern geführt.

  • Bei Tennis-Point und Internetstores konnte mit den vorläufigen Gläubigerausschüssen Übereinkunft über das weitere Vorgehen erzielt werden. Die operativen Geschäfte beider Gesellschaften laufen weiter, alle stationären Geschäfte bleiben geöffnet. Auch Retouren von Waren und Reklamationen sowohl bei Altbestellungen als auch bei Neugeschäften werden wie bisher verlässlich bearbeitet. Die Teams beider Gesellschaften arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, den Kunden den gewohnt schnellen Service zu bieten, auch wenn es vereinzelt noch zu Verzögerungen bei der Abwicklung kommen kann.
  • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Gesellschaften mit einem Insolvenzverfahren erhalten für die Monate Oktober bis Dezember 2023 Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit. Die entsprechend notwendige Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes ist angestoßen und weit fortgeschritten. Sobald alle erforderlichen Voraussetzungen vorliegen, soll es noch in dieser Woche (trotz der Feiertage) an die Beschäftigten ausgezahlt werden.
  • In Absprache mit den jeweiligen vorläufigen Gläubigerausschüssen ist geplant, zeitnah strukturierte (separate) Investorenprozesse für Tennis-Point und für Internetstores aufzusetzen, um tragfähige Zukunftslösungen für beide Gesellschaften unter neuer Eigentümerschaft zu erreichen. Die Insolvenzverfahren bei der SSU N.V. und der SSU GmbH hängen entscheidend vom Fortgang und den Ergebnissen dieser Investorenprozesse ab und sind somit mittelbar in die Investorenprozesse eingebunden. In den vergangenen Tagen haben sich bereits aktiv für beide Gesellschaften eine große Anzahl von Interessenten aus dem In- und Ausland gemeldet, die in die strukturierten Prozesse eingebunden werden. Eine Investorenlösung, die sowohl Aktivitäten von Tennis-Point als auch Internetstores einschließt, ist denkbar, wird derzeit aber nicht prioritär verfolgt.

Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff: „Tennis-Point und Internetstores verfügen in ihren jeweiligen Segmenten des Sportmarktes über eine international starke Marktposition und über einen treuen Kundenstamm. Auch die Teams beider Unternehmen sind hochmotiviert, ihre Kunden weiterhin den bestmöglichen Service zukommen zu lassen. Die durchaus stattliche Anzahl von Adressen, die bereits aktiv ihr Interesse bekundet haben, zeigt, dass die Chancen für gute Zukunftslösungen grundsätzlich gegeben sind.“

Rechtsanwalt Stefan Meyer: „Die Herauslösung wichtiger operativer Teile der SIGNA Sport United Group im Rahmen der Investorenprozesse ist vor dem Hintergrund der engen Einbindung in die Signa Unternehmensgruppe zweifellos eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe. Umso wichtiger ist es, dass die einzelnen Insolvenzverfahren optimal koordiniert werden, um die beste Lösung für Gläubiger, Kunden und Beschäftigte zu finden. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier mit den motivierten Mitarbeitenden und dem Team von Gerloff Liebler gute Lösungen finden werden.“

Pressekontakt Gerloff Liebler Rechtsanwälte:
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Über Gerloff Liebler Rechtsanwälte
Gerloff Liebler Rechtsanwälte ist eine auf das Insolvenzrecht spezialisierte Anwaltssozietät in München. Schwerpunkte der Tätigkeit sind die Insolvenzverwaltung (inklusive Planverfahren und Eigenverwaltung) sowie weitere wirtschaftsrechtliche Beratungsgebiete wie Unternehmenssanierung und außergerichtliche Liquidationsverfahren. Darüber hinaus verfügt die Kanzlei auch in angrenzenden Fachgebieten wie Arbeitsrecht, Gesellschaftsrecht und Bankrecht über eine umfassende Expertise.

Die Anwaltssozietät wurde 1982 von Dr. iur. Wolfgang Ott als Einzelkanzlei gegründet und umfasst heute ein rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählendes Team. Seit vielen Jahren werden die Insolvenz-spezialisten Dr. iur. Christian Gerloff, Dr. iur. Marco Liebler und Christian Stoffler von mehreren Amtsgerichten im süddeutschen Raum als Insolvenzverwalter bzw. Sachwalter eingesetzt. Zwischenzeitlich wurden viele hundert Insolvenzverfahren unterschiedlicher Größenordnung als Regel- oder Eigenverwaltungsverfahren – vom mittelständischen Einzelunternehmen bis zum börsennotierten Konzern – in zahlreichen Wirtschaftszweigen, häufig mit internationalem Radius, abgewickelt.

Zu den herausragenden Insolvenzverfahren der vergangenen Jahre zählten unter anderem die Modehersteller Escada AG/Escada SE, Rena Lange, Laurèl GmbH sowie Gerry Weber International AG (als CRO), die Automobilzulieferer Angell-Demmel, Weber Automotive (Sachwalter), Arlington Germany (CRO) und Rüster GmbH (CRO), der Spezialchemikalien-Produzent SKW Stahl-Metallurgie AG (Sachwalter), die Klinikkette Sanitas-Gruppe, die Münchner Immobilien-Gruppe Infraplan, die Modehausketten Rudolf Wöhrl AG (CRO), K&L Ruppert und Adler Modemärkte (CRO) sowie aktuell die real GmbH (Sachwalter).

Über PLUTA
PLUTA hilft Unternehmen in rechtlich und wirtschaftlich schwierigen Situationen. Seit der Gründung 1982 ist PLUTA stetig gewachsen und beschäftigt heute rund 500 Mitarbeiter in Deutschland, Spanien und Ita-lien. Mehr als 290 Kaufleute, Betriebswirte, Rechtsanwälte, Wirtschaftsjuristen, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Ökonomen, Bankfachwirte, Buchhalter, Ingenieure und Fachkräfte für Insolvenzverwaltung, darunter viele mit Mehrfachqualifikationen, sorgen für praktikable, wirtschaftlich sinnvolle Lösungen. PLUTA unterstützt insbesondere bei der Sanierung und Fortführung von Unternehmen in Krisen oder Insolvenzsituationen und entsendet bei Bedarf auch Sanierungsexperten in die Organstellung. PLUTA gehört zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften, was Rankings und Auszeichnungen von INDat, JUVE, The Legal 500, Who’s Who Legal, brandeins und Focus belegen. Weitere Informationen unter www.pluta.net